Am gestrigen Abend, den 23.6.2011 gab das Amaryllis Quartett in Lübeck im Kollosseum ihr „traditionelles“ Junikonzert.
Gerade vom sicherlich anstrengenden aber sehr erfolgreichem Teilnehmen am internationalen italienischen Streichquartettwettbewerb Premio Paolo Borciani nach Norddeutschland gereist. Beim diesem Wettbewerb gab es 3 Gewinner. Die Jury konnte sich nicht auf einen ersten Preisträger einigen und dies aber keinesfalls, weil die Leistung der Finalteilnehmer nicht ausreichte, sondern weil das Niveau derart hoch war, dass es wohl zu ungerecht erschien einen ersten Preis zu vergeben.
Im Zentrum des Lübecker Konzertes stand Franz Schubert:
Zu Beginn spielte das Amaryllis Quartett den sogenannte Quartettsatz, ein begonnenes und nie vollendetes Streichquartett, das Schubert in einer schwierigen Lebensphase schrieb. Es spielte dieses Werk voller wunderbar herausgespielter Emotionen und Melodien, die diese Komposition so auszeichnen. Hervorragend kamen die für diesen Satz so wichtigen dynamischen Gegensätze heraus.Vom zweiten Satz existieren nur 41 Takte, die der Lübecker Komponist mit dem Werk “ In Wahrheit singen…“ in die „heutige Zeit“ weiterführte. Für mich ein gelungener Versuch die krisenhaften Emotionen von Schubert in die heutige Zeit der weltweiten Krisen zu überführen. Das Amaryllis Quartett führte die auch technisch anspruchsvollen Passagen in beeindruckender Weise so durch, dass die entstehenden Klangbilder unser Heute nachvollziehbar enstehen lies. “ ein Hauch, ein Hauch um nichts.“
Vor Beginn des Konzert begann der Schauspieler Sebastian Rudolph aus Sonnete an Orpheus von Rainer Maria Rilke zu reztieren und trug diese dann zwischen den Sätzen des Konzertes vor. Diese Zusammenarbeit des Amaryllis Quartettes mit einem Schauspieler haben wir schon öfter genießen können, vervollständigt doch der Vortrag oftmals das Verständnis für den Emotionen der Musik.
Als Abschluss wurde Schuberts Octett , ein imposantes Werk, zu dem sich das Amaryllis Quartett Markus Krusche, Klarinette, Daniel Mohrmann, Fagott, Christoph Eß, Horn und Alexandra Hengsebeck Kontrabaß als Gäste holten.
Man hörte bei diesem 1 stündigen Werk, dass hier Streicher und Bläser nicht zum ersten Mal zusammenspielen. Perfekte Dialoge zwischen den Einzelstimmen, dynamische Zurückhaltung der Bläser, wo es notwendig war, machen die eingängigen Melodien und Rhythmen dieser Komposition zu einem Erlebnis. Lang anhaltender Applaus belohnte die 8 Musiker für diesen gelungenen Abend.
Für mich war es wieder beeindruckend, die Entwicklung des Amaryllis Quartett von Jahr zu Jahr miterleben zu dürfen und freue mich auf das nächste Konzert in Lübeck…